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Lokalformen

Grüne Baumpythons sind in Färbung und Körperform sehr variabel. Bisher haben es die Zoologen vermieden, neue Unterarten zu schaffen - bislang existiert nur die Art "Morelia viridis". Dies wird möglicherweise nicht lange so bleiben, denn dazu sind die Unterschiede zum Teil recht gravierend. Es wurden allerdings Bezeichnungen eingeführt, mit denen Baumpythonhalter ihre Tiere mehr oder weniger erfolgreich auseinander halten. Bislang sind die Lokalformen Sorong, Aru, Biak und Jayapura am gängigsten. Dazu kommen aber zum Teil noch weitere, bislang unbestätigte Varianten, die noch überprüft werden sollten. Nicht in allen Fällen handelt es sich bei jeder neu auftauchenden Lokalform um eine klar zu bestimmende lokale Variation aus einem geographisch isoliertem Gebiet, besonders dann nicht, wenn die Tiere nicht von einer Inselpopulation stammen. Händler oder Züchter, die neue Lokalformen anbieten, sollten also kritisch hinterfragt werden.

Morelia viridis-"Festland"-Weibchen

Es gibt bestimmte morphologische Merkmale, nach denen man versucht, die Tiere zu unterscheiden und die sich im Laufe der Zeit mehr oder weniger bei Züchtern und Haltern durchgesetzt haben. Leider sind diese nachfolgend beschriebenen Merkmale nicht immer mit 100%iger Gewissheit anzuwenden und lassen sich oft nicht deutlich auf eine bestimmte geographische Region zurückführen. Man wird z.B. viele Baumpythons finden, die aufgrund der Variabilität von Morelia viridis eines, mehrere oder auch gar keine klare Eigenschaft von verschiedenen Lokalformen aufweisen. Einfarbig grüne Baumpythons kommen z.B. bei so gut wie jeder Lokalform vor, entsprechend schwer ist die spätere Bestimmung dieser Schlangen.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die genannten Lokalformen daher noch nicht als echte Unterarten anzusehen, man kann diese Begriffe nur nutzen, um seine Tiere nach Typen einzuteilen, die von den meisten Haltern und Züchtern allgemein akzeptiert werden. Die Namen beziehen sich zum Teil auf Inseln (Biak, Aru), bzw. Städte, in oder um denen die Fänger ihre gefangenen Tiere sammeln, die aus einem mehr oder weniger großen Einzugsgebiet stammen. Bei dem Versuch der Klassifizierung sollte man daher nicht vergessen, dass kaum jemand wirklich nachprüfen kann, woher die ursprünglich eingeführten Tiere wirklich herstammen.

Diese Bezeichnungen haben in der Vergangenheit immer wieder zu heftigen Diskussionen geführt, wenn es um die Bestimmung eines Tieres mit unklaren Merkmalen ging, Das diese Diskussionen ohne Herkunftsbestätigungen nicht zum Ziel führen können, liegt auf der Hand. Dazu kommt noch erschwerend hinzu, dass bei den hier seit Generationen nachgezüchteten Tieren zum Teil schon Tiere verschiedenster Herkunft miteinander vermischt wurden, so dass sich die Tiere noch weniger trennen lassen.

Nachfolgend werden nun einige Merkmale beschrieben, nach denen man grüne Baumpythons unterscheiden kann:
 

Morelia viridis "Biak-Typ"

Tiere von der Insel Biak haben auch als Adulti einen hohen Gelbanteil, einen kantigeren Schädel und sind charakterlich um einiges temperamentvoller, als Baumpythons aus anderen Regionen. Die Färbung ist sehr variabel, besonders interessant ist dabei die Länge des ontogenetischen Farbwechsels - er kann mitunter 3 Jahre dauern. Die Grundfarbe ist dabei meist ein helles Grün mit charakteristischen gelben Flecken. Die Tiere können aber auch einfarbig grün sein. Biak-Tiere gehören auch zu den größten Baumpythons und werden zum Teil um 2 Meter lang.

Aru-Tiere haben eine dunklere grüne Körperfärbung und eine schmalere Kopf- und Körperform. Auf dem Rücken sieht man häufig weiße Flecken, die eine unterbrochene Linie bilden. Aru-Weibchen nehmen während der Trächtigkeit hormonell ausgelöst häufig eine intensive Blaufärbung an. Auch bei der Aru-Farbform kommen einfarbig grüne Exemplare vor, die nur vereinzelt weiße Schuppen aufweisen.

Morelia viridis-"Festland"-Weibchen

Festland-Tiere, die häufig mit dem Label "Sorong" gehandelt werden, gehören variabelsten Baumpythons. Es gibt viele lokale Populationen in Neuguinea (u.a. auf der Vogelkop-Halbinsel), die zum Teil geographisch isoliert sind, sich zum Teil aber auch wieder vermischen. Viele Tiere haben Ihre klangvollen Namen von den Händlern der Festlandstädte verliehen bekommen, in denen Baumpythons gesammelt und weiter verschickt werden. Fakt ist aber, dass in, bzw. um die meisten Städte gar keine Baumpythons vorkommen. Darüber hinaus sind diese Städte nur Sammelpunkte, wo Tiere aus de näheren Umgebung gesammelt und verschickt werden. Sorong und Jayapura sind z.B. zwei häufig genutzte Namen. Der Begriff Sorong wird momentan mit den typischen Festlandmerkmalen assoziiert. Diese Tiere tragen meist einen blauer Rückenstreifen mit blauen Dreiecken, sowie blaue Flecken auf den Körperflanken und blaue Zeichnungen auf dem Kopf. Die Bäuche sind zum Teil gelblich gefärbt. Der Kopf ist gedrungener als bei den Inselformen und die Körperlänge insgesamt geringer. Der Schwanz ist häufig schwarz gefärbt und länger als bei Aru- und Biak-Tieren. Festland-Weibchen färben sich im Laufe einer Trächtigkeit ebenfalls häufig blau oder türkis um. Diese Blaufärbung bleibt nach einigen Trächtigkeiten meist permanent erhalten. Blaue Männchen, deren Blaufärbung genetisch bestimmt wird, sind allerdings auch hier äußerst selten.

Morelia viridis "Aru-Typ"

Vom Charakter sind Festland-Tiere meist relativ ruhig verträglich, aber auch hier gilt - man solle niemals nach dem Erlöschen des Lichtes im Becken hantieren!

Cape York (vor der Küste Australiens) und Merauke-Tiere besitzen einen durchgehenden weißen Dorsalstreifen, der Bauch ist oft bläulich. Diese Tiere werden nur sehr selten gehandelt und sind dementsprechend teuer.

Es gibt noch weitere Namen, unter denen Baumpythons gehandelt werden (Wamena, Lereh, Bokondini etc). Auch wenn diese Orte tatsächlich existieren, so ist es die Einteilung dieser Typen zum Teil noch unsicher und die tatsächliche Herkunft oft nicht nachweisbar. Oft werden Namen "neuer" Lokalformen von Händlern benutzt, um Begehrlichkeiten bei Baumpythonhaltern zu wecken. Viele Halter sind besonders an seltenen Lokal- oder Farbformen interessiert und stellen natürlich eine besondere Zielgruppe für fantasievolle Händler dar.

Natürlich stellt sich in diesem Zusammenhang wieder die Frage, ob man bei der Zucht die Lokalformen berücksichtigen sollte, oder ob es sinnvoll ist, Tiere aus verschiedenen oder unklaren Herkunftsgebieten miteinander zu verpaaren. Bei der Zucht ist zu beachten, dass alle Baumpythons genetisch miteinander kompatibel sind und sich verpaaren lassen. Durch die Verpaarung verschiedener Lokalformen entstehen viele attraktive "Designer-Chondros", die in Amerika zum Teil sehr populär sind und zu extrem hohen Preisen (2000-3000$) gehandelt werden. So z.B. die "Calico-Blutlinie" von Greg Maxwell oder auch die bekannte Lemontree-Blutlinie. Wir vertreten den Standpunkt, dass man bei Terrarientieren nicht die gleichen Richtlinien anlegen darf, wie in der freien Wildbahn. Zum einen kommt es auch in der Natur zur Vermischung, zum anderen werden unsere Nachzucht-Tiere Neuguinea nie erblicken. Unserer Meinung nach spricht nichts dagegen, diese Tiere weiter zu züchten, solange man einem Interessenten den Ursprung der Tiere erklärt und die Jungtiere nicht als etwas anbietet, was sie nicht sind. Wer ehrlich zu sich ist, wird das ohnehin bei kaum einem gekauften Tier wirklich mit 100%iger Sicherheit die Abstammung bestimmen können, außer man ist selber durch den Regenwald gepirscht, um Baumpythons zu fangen. So stellt "Sorong" z.B. nur einen Namen dar, den man mit einer bestimmten Festlandpopulation assoziiert. Tatsächlich ist Sorong aber nur eine Stadt, von der aus Wildfänge verschiedenster Herkunft in alle Welt verschickt werden und der blaue Rückenstreifen findet sich gelegentlich auch bei Inselpopulationen. Tiere, die als "Sorong", "Jayapura", etc. angeboten werden, können in ihrer Abstammungslinie möglicherweise bereits Vorfahren aus anderen Populationen haben. Daher sollte man diese Bezeichnungen nicht auf die Goldwaage legen. Wirklich klar erkenn- und bestimmbar sind in der Regel nur Tiere von den Biak- und Aru-Inseln.
Wenn man sich als Zuchtziel "spektakuläre Farben" gesetzt hat, sind Verpaarungen verschiedener Lokalformen Mittel zum Zweck, so z.B. Biak X Sorong, sogenannte "Gläser-Tiere", benannt nach dem ersten Züchter dieser Mischform. Diese Tiere haben oft intensive, blaue Zeichnungselemente auf den Flanken und dem Rücken und einen hohen Gelbanteil. Eine Biak X Sorong-Kreuzung kann aber auch in der F1-Generation Baumpythons hervorbringen, auf die alle Kriterien einer Festlandform zutreffen.

Wenn man Baumpythons züchten möchte, sollte man weniger auf den Namen der angebotenen Tiere achten, sondern Bilder der Adulti mit den eigenen Tieren vergleichen und dabei besonderen Augenmerk auf Kopf, Körper- und Schwanzform legen, wenn man besonders viel Wert auf die Vererbung bestimmter, typischer Eigenschaften legt. Die Färbung und bestimmte morphologische Eigenschaften sind wie eingangs gesagt bei allen lokalen Populationen hochvariabel und auch wenn man immer wieder Exemplare mit den oben genannten Eigenschaften findet (typische Sorong-Dorsalstreifen,  Aru-Kopf/Schwanzform, Biak-Größe), gibt es auch in den typischen immer wieder Baumpythons, auf die keines der genannten, oder auch verschiedene Merkmale zutreffen und die sich nicht in das derzeitige Schema einteilen lassen. Einen Kauf sollte man davon abhängig machen, wie attraktiv die Elterntiere sind, und nicht nach dem Namen kaufen, den der Züchter oder Händler ihnen gegeben hat.